Lesepredigt Thomas Ciliox, FeG Essen-Kray 06.02.2021
Thema: Einladung zu Freude und Freiheit
Hallo ihr Lieben,
in den letzten Tagen hat mich recht stark das Thema Freiheit und Freude bewegt.
Dabei bin ich zunächst an der Frage hängen geblieben: Wie kann angesichts der vielen
Limits, denen wir kaum ausweichen können, Freiheit und Freude in uns sein?
Je nach Situation rauben uns Ängste, Pflichten, Krankheiten, finanzielle Engpässe,
Trauer oder sonstige Nöte die Freiheit und Freude. Dazu kommen die pandemiebedingten
Einschränkungen, besonders die bezüglich unserer Kontakte. Vieles ist nicht
oder nicht so möglich, wie wir es gerne hätten. Das alles trifft auf unsere Prägungen,
Vorstellungen, Wünsche und Befindlichkeiten. Dieser Mix bestimmt mit, wie frei oder
unfrei, froh oder traurig, dankbar oder unzufrieden wir uns fühlen.
Ein Menschenkenner hat einmal gesagt: Jeder Mensch wird von etwas geritten. Das
stimmt, und gilt auch für alle, die mit Jesus leben. Er lädt ein (Matthäus 11,28-30):
„Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich
werde sie euch abnehmen.“ Dann fordert er uns auf: „Nehmt mein Joch auf euch und
lernt von mir. Denn ich bin gütig und von Herzen demütig.“ Jesus bietet keine totale
Befreiung, sondern einen absolut positiven Lastentausch an. Lebens- und Sündenlast
gegen die Last des Glaubens. Wenn wir uns auf diesen Tausch einlassen, sagt er uns
zu: „So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“. Nur auf diese Weise findet unser
innerer Mensch Ruhe, Frieden und außerdem innere Freiheit. Jesus betont noch: „Das
Joch, das ich auferlege, drückt nicht, und die Last, die ich zu tragen gebe, ist leicht.“
Wie stark stimmt das mit deinen Glaubenserfahrungen überein?
Viele von uns kennen die Erzählung Jesu von dem jungen Mann, der von seinem Vater
wegläuft, um frei zu sein. Dann lässt er es krachen und genießt sein Leben in Saus und
Braus. Doch diese Freiheit ist nicht von Dauer. Der junge Mann muss tief durch. Erst
bei den Schweinen angekommen, entschließt er sich zurück zu seinem Vater zu gehen.
Als er bei ihm ankommt, überhäuft der ihn völlig unverdient mit Liebe und gnädiger
Zuwendung; siehe Lukas 15, 11 – 24. Der jüngere Sohn steht für Menschen, die sich auf
der Suche nach Freiheit und Freude von Gott losreißen, aber dann verirren. Erst nachdem
sie zurück zu Gott kommen, finden sie durch ihn u.a. wahre Freiheit, Freude und
Perspektive. Der Vater steht für Gottes unendlich große Liebe, für seine gnädige
Vergebung und pure Großzügigkeit.
Jesus bleibt nicht beim Beispiel des jüngeren Sohns stehen. Etwas im Schatten davon
stellt er uns auch den älteren Sohn vor, der Zuhause bei seinem Vater geblieben ist;
siehe Lukas 15 ,25 – 32. Bitte lest möglichst diesen Bibelabschnitt in eurer Bibel.
Der ältere Sohn war nicht vom Vater weggelaufen, nicht ausgebrochen. Obwohl
fleißig, treu und verantwortungsbewusst, ist er eine tragische Gestalt und nicht
glücklich in seiner Beziehung zum Vater. Erkennbar wird das daran, wie er auf ihn
reagiert. Dabei werden drei typische Merkmale von Religion sichtbar, die auch
heutzutage manche Christen zu Prinzipien ihres Glaubens erheben. Doch damit füllen
sie ihre Beziehung mit Gott nicht so, wie er sich das wünscht.
1. Christsein als Leistung
Dieses Prinzip findet sich, wo der ältere Sohn seinen Vater anklagt: „So viele Jahre
diene ich dir jetzt schon.“ Damit sagt er ihm: Schau doch bitte auf das, was ich für dich
leiste. Ich denke, wir können den älteren Sohn gut verstehen. Sein Vorwurf ist
verständlich. Während das Fest im Haus zu Ehren seines gescheiterten jüngeren
Bruders gefeiert wird, schuftet er noch auf dem Feld. „So viele Jahre diene ich dir jetzt
schon.“ Hier spricht einer, der seine Beziehung zum Vater über seine Leistung
definiert. Vielleicht kennst du Menschen, die versuchen, sich gute Beziehungen durch
ihre Leistung zu erarbeiten. Dahinter steckt ganz oft das Bedürfnis nach Anerkennung
und Freundschaft. Doch Leistung ist eine schlechte Grundlange für Freundschaft. Das
erleben viele Menschen schmerzhaft, sobald sie ihre Leistung nicht mehr erbringen
können oder wollen.
Wer seine Beziehung mit Gott in erster Linie über die eigene Leistung definiert, in dem
dominiert eine berechnende Gottesbeziehung. Solch ein Glaube steht in der Gefahr
zur Religion zu werden, zur Leistung des Menschen vor Gott. Entweder um ihn gnädig
zu stimmen, sich dadurch seine Anerkennung oder gar den Himmel verdienen zu
wollen. Dieser Glaube macht unfrei und freudlos. Und er ist zum Scheitern verurteilt.
Im Reich Gottes gilt es Mitarbeit nicht mit Leistung bringen zu verwechseln. Denn eine
intakte Beziehung zu Gott führt entweder als natürliche Folge davon in die Mitarbeit.
Oder Mitarbeit verstärkt unsere wachsende Beziehung zu Gott. Aber Gott segnet kein
religiöses Leistungsdenken. Denn das entspricht nicht seinem guten Plan mit uns.
2. Christsein als Moral
Dabei handelt es sich um das zweite Kennzeichen oder Prinzip von Religion unter
christlichem Vorzeichen. Es wird sichtbar als der ältere Sohn zu seinem Vater sagt:
„Und nie habe ich mich deinen Anordnungen widersetzt.“ (Vers 29). Wer so drauf ist,
ist stolz darauf, moralisch korrekter zu leben als viele seiner Mitchristen. Doch wer
behauptet, er habe noch nie ein Gebot Gottes übertreten, tritt Jesus mit Füßen. Denn
er sagt damit: Ich habe deine Vergebung und Gnade nicht nötig. Stattdessen meint der
ältere Sohn, der Vater müsse sein moralisch tolles Leben anerkennen und belohnen.
Doch darauf lässt sich der Vater nicht ein. Er lobt seinen älteren Sohn mit keinem
Wort. Denn wo Moral zum grundlegenden Glaubensprinzip erhoben wird, wird sie
zum Mittel für Selbsterlösung. Ihr Erkennungszeichen ist die Verachtung von in Sünde
gefallenen Mitmenschen. Voll selbstgerechter Überheblichkeit spricht der ältere Sohn
vor dem Vater über seinen jüngeren Bruder ohne ihn Bruder zu nennen: „Und nun
kommt dieser Mensch da zurück, dein Sohn, der dein Vermögen mit Huren
durchgebracht hat.“ (Vers 30). Der ältere Sohn realisiert gar nicht, wie hartherzig,
gesetzlich, unbarmherzig, lieblos und selbstgerecht er ist. Er steht für Christen, deren
persönliche Beziehung zu Gott [= Glaube] stark gefährdete ist.
Natürlich sollen wir uns an die Wegweisungen und Gebote der Bibel halten. Denn sie
sind wie starke Schutzdämme und gute Leitplanken, damit unser Leben mit Gott und
unseren Mitmenschen gelingt. Wer nicht lernt, die guten Gebote und Wegweisungen
Gottes zu beachten, muss dafür im Leben oft teuer bezahlen. Wie der sog. verlorene
Sohn, der Freiheit und Freude ohne seinen Vater gesucht hat, aber beides erst bei
seiner Rückkehr zum Vater durch ihn gefunden hat. Unsere Beziehung zu Gott steht
und fällt nicht mit dem Niveau unserer Tadellosigkeit. Sie steht und fällt damit, ob wir
Gott vertrauen, und davon überzeugt sind, dass seine Vergebung für alles ausreicht,
was uns und anderen Menschen passiert.
Und unser Glaube lebt vom Staunen über dem, was Gott in und bei denen verändert,
die sich ihm anvertrauen. Auch den am Leben Gescheiterten, die in alle möglichen
Schweinereien geraten sind, gilt seine grenzenlose Liebe, Gnade und Vergebung. Als
Menschen mit Jesus im Herzen dürfen wir der Verachtung und Ausgrenzung moralisch
gescheiterter Menschen keinen Raum geben.
Wer meint, seine persönliche Beziehung mit Gott sei gut, weil er nach außen biblisch
korrekt lebt, setzt seine Gottesbeziehung mit dem Vorleben biblisch-moralischer
Maßstäbe gleich. Solch eine Gleichsetzung führt zum Gegenteil von glücklichem Christsein.
Das wird spätestens sichtbar, wenn (wie hier bei dem älteren Sohn) das Fass zum
überlaufen kommt. Das geschieht, wenn das eigene Herz nicht auf die Liebe, Vergebung
und Gnade Gottes ausgerichtet ist. Solche Glaubensgeschwister tun sich daher
oft sehr schwer damit, andern Menschen oder Mitchristen zu vergeben.
3. Christsein als Verzicht
Wir kommen zum dritten Prinzip von Religion unter christlichem Vorzeichen. Der
ältere Sohn wirf seinem Vater vor: „Und doch hast du mir nie auch nur einen Ziegenbock
gegeben, sodass ich mit meinen Freunden hätte feiern können.“ Mit dieser
dritten Beschwerde weißt der ältere Sohn seinen Vater sehr deutlich darauf hin, dass
er Entbehrungen auf sich genommen hat, um ihm treu zu bleiben. Dieser Sohn hat
vermutlich nie eine eigene Fete gemacht. Vielleicht hat er gar nicht gelernt, einen
freudigen Anlass von Herzen zu feiern; also sich voll an dem zu freuen, was es Gutes zu
feiern gibt. Trotzdem schlummert in ihm eine gewisse Sehnsucht, auch mal mit seinen
Freunden zu feiern. Doch das hat er sich bisher immer verkniffen. Offensichtlich hatte
er seinen Vater – ohne mit ihm darüber zu sprechen – so eingeschätzt, dass ihm nicht
gefallen könnte, wenn er ein Fest feiert. Genuss könnte ja die Moral verderben, den
Fleiß brechen, die gute Ordnung stören, … .
Ganz leise frage ich: Wie stark definierst du dein Christsein insgeheim über Dinge, auf
die man als Christ verzichtet? Natürlich gibt es gute Gründe dafür nicht alles zu tun.
Doch wer seine Beziehung zu Gott auf das reduziert, was „man“ nicht tun soll, macht
sich sein Christsein selbst schwer. Ich ermutige dich stattdessen, alles was dein Herz
bewegt mit Gott deinem Herrn zu besprechen. Auch dein Wunsch etwas zu feiern und
sich zu freuen. Er will dir durch seinen Geist zeigen, was für dich dran ist, und was
nicht. Gib ihm Freiraum in dir, und dein Christsein wird froher und freier.
Der Vater hat für seinen jüngsten Sohn das gemästete Kalb schlachten lassen, und
feiert gerade ein großes Fest. Der ganz anders gestrickte asketische ältere Sohn
kommt von der Arbeit nach Hause und nimmt seinen Vater als einen wahr, der sehr
viel spendabler ist als er sich das jemals von ihm hätte vorstellen können. Das muss
ein Schock für ihn gewesen sein. Für ihn zerbricht sein Vaterbild an dem, was der
gerade großherzig, vergebend und feiernd tut. Auch unsere tiefer liegenden Einstellungen
zu und Vorstellungen von Gott werden irgendwann sichtbar. Wer jeden Euro
umdreht bzw. umdrehen muss, für den wird Verzicht wohl oder übel zum Lebensstil.
Sobald solch ein Christ jedoch von sich selbst ausgehend darauf schließt, dass auch
Gott so tickt, gerät seine Gottesbeziehung in Schieflage. Und er tut sich schwer damit
seinen Mitchristen reichlichen Genuss zu gönnen.
Der ältere Sohn fühlt sich vom Vater benachteiligt. Auch viele Christen fühlen sich so,
wenn Gott ihre Wünsche nicht erfüllt bzw. ihre Gebete nicht erhört. Das führt zu
Freudlosigkeit, Trägheit und Frust. Je nach Persönlichkeitstyp werden wir dann irgendwann
depressiv oder aggressiv. Das Letztere trifft hier auf den älteren Sohn zu. Er wird
zornig, als er mitbekommt, was gerade im Haus seines Vaters läuft. Entsprechend ist
er nicht bereit dort hinein zu gehen und mit zu feiern. Der verzichtbereite Sohn lehnt
sich gegen seinen Vater auf, weil der nicht ebenso tickt. Wir stoßen hier auf die sehr
schmerzhafte persönliche Erfahrung vieler Christen mit ihrer einseitigen Frömmigkeit.
Ihrer inneren Enttäuschung folgt oft Verbitterung. Gott sei Dank verkraften viele
Christen irgendwann nicht mehr, was sich z.B. an Leistungsdenken, Moral, Gesetzlichkeit,
Selbstgerechtigkeit oder Verzicht in ihrem Glauben eingenistet hat. Doch sie kommen
oft nicht selbst darauf, worin „ihr Glaubensproblem“ liegt. Sie brauchen Hilfe.
Egal welchem schrägen Bild von Gott wir – wodurch auch immer – auf den Leim
gegangen sind, unserem Herrn und himmlischen Vater sind wir damit alles andere als
egal. Wenn wir in unseren Bibeltext schauen, sehen wir, was der Vater unternimmt,
damit sein gefährdeter ältester Sohn wieder gut mit ihm klarkommt.
4. Gottes Verständnis von lebendigem Christsein
Der uns liebende Gott wünscht sich nichts mehr, als eine intakte Beziehung zu uns. Die
war hier zwischen dem Vater und seinem älteren Sohn stark gestört. Deshalb hat es
dem Sohn an Freude und Freiheit gefehlt. Als er vom Feld nach Hause kommend „den
Lärm“ von Musik und Tanz hört, geht er nicht zu seinem Vater. Stattdessen ruft er
einen Knecht und erkundigt sich, was da los ist. Er macht sich aus zweiter Hand ein
Bild zu diesem Lärm. Auch uns ärgert vielleicht manches (wie hier der Lärm aus dem
Haus), was auch uns doch gut tun sollte. Könnte dies etwas damit zu tun haben, dass
wir lieber unsere Beziehung mit Gott aus zweiter Hand gestalten, als direkt mit ihm
aus erster Hand? Z.B. indem wir nicht mehr in seinem Wort lesen, aber (immerhin
noch) gerne gute Predigten und/oder uns wohltuende Lobpreismusik hören? Auch auf
diese Weise „überlebt“ unser Glaube eine Zeit lang, aber halt nicht dauerhaft. Denn
Glaube ist in erster Linie auf den direkten Kontakt zwischen Gott und uns angelegt.
Der Sohn hier geht nicht zu seinem Vater, sondern wird zornig. In dieser Situation
kommt sein Vater zum ihm und redet ihm gut zu (V. 28b). Der Vater verlässt als
Gastgeber das große Freudenfest, und nimmt sich draußen bewusst Zeit für seinen
älteren Sohn. Er ist nicht nur seinem jüngeren entgegen gelaufen. Er geht auch seinem
älteren nach außen hin korrekten Sohn entgegen. Denn er hat seine beiden sehr
unterschiedlichen Söhne total lieb, und will auch nicht ohne den älteren leben. Darin
liegt für alle, die mit Gott leben, aber darunter leiden, dass ihnen Freude und Freiheit
fehlt, eine große Chance auf positive Veränderung.
Zunächst redet der Vater seinem älteren Sohn gut zu. Wahrscheinlich geht es darum,
dass er mit ins Haus kommen und die Rückkehr seines Bruders mitfeiern soll. Doch das
geht für ihn gar nicht. Trotzdem ist dran, dass er hört, was sein Vater sich von ihm
wünscht. Innerlich kocht es jetzt erst richtig in ihm. Vor seinem Vater lässt er nun voll
Dampf ab. Der hält das aus und hört ihm zu. Auch wir dürfen vor Gott raus lassen, was
wir an ihm nicht verstehen oder ungerecht von ihm finden. Er hört uns zu, selbst wenn
wir Dampf vor ihm ablassen und ihn anklagen. Schlimmer wäre, wenn wir uns weigern
würden, mit Gott zu reden, wenn er uns anspricht. Das Wichtigste für unser Glaubensleben
ist, dass wir regelmäßig zu Gott kommen, oder falls wir das nicht schaffen, ihn
bei uns ankommen lassen.
Das Erste, was der Vater anschließend seinem Sohn sagt, ist: „Mein Kind, du bist
immer bei mir.“ (Vers 31a) Spätestens hier wird klar: Beziehung zu Gott lebt zu
allererst von seiner Nähe. Wenn du ja zu ihm gesagt hast, spricht er auch dich an mit:
„Mein Kind.“ Solange du nicht von ihm wegläufst, sagt er auch zu dir: „Mein Kind, du
bist immer bei mir.“ Für Gott hat Beziehung Priorität. Wo sie intakt ist, ist auch seine
Nähe völlig normal. Gott wünscht sich nichts mehr, als einen vertrauten Umgang mit
uns. Natürlich sollen wir ihm und seiner Sache dienen. Doch wer keine Gemeinschaft
mit ihm pflegt, wird ihm irgendwann nicht mehr dienen können. Entweder weil er
innerlich leer ist, oder weil sein Dienst ihn in eine innere Härte getrieben hat.
Wenn es mir schwer fällt in die Nähe Gottes zu kommen, lese ich z.B. aus Psalm 73 die
Verse 23 – 26 und 28. Lies mal diese Passage und sag deinem himmlischen Vater dann
deine Gedanken. Ich wünsche dir, dass du ihm dann z.B. ebenfalls ehrlich bekennen
kannst: Meine Freude ist, dass ich mich zu dir halte.
Die Antwort des Vaters an seinen älteren Sohn geht noch weiter. „…, und alles, was
mir gehört, gehört auch dir.“ (Vers 31). Hier macht Jesus klar: Christsein bedeutet,
freudig leben mit den Gütern Gottes. Wenn es um unsere Versorgung geht [besonders
um die unseres inneren Menschen], ist Bescheidenheit nicht angemessen. Bei Gott
gibt es keine Gütertrennung sondern nur Gütergemeinschaft. Wer sich durch Jesus hat
retten lassen, gehört zu Gott und darf bei ihm alles freudig genießen. Als seine Kinder
dürfen wir uns sogar ohne ihn zu fragen einfach nehmen, was wir möchten. Es gilt,
sich die geistlichen Schätze persönlich anzueignen; z.B. die Frucht, die der Heilige Geist
wachsen lässt (siehe Galater 5,22). Bei Gott dürfen wir ohne selbst auferlegte Limits
alles so oft, so lange und so intensiv genießen, wie wir möchten.
Der Vater erklärt seinem älteren Sohn auch, warum die Rückkehr seines jüngeren
Bruders gefeiert werden muss. Denn er war verloren. Aber er ist zurück ins Leben
gekommen, in die rettende Gemeinschaft mit seinem liebenden und gnädigen Vater.
Es bleibt offen, ob der ältere Sohn umdenkt und sich auf die heilsame Korrektur seiner
schrägen Vaterbeziehung einlässt. Auch wir entscheiden selbst, ob Gott unser Bild das
wir von ihm in uns tragen heilsam korrigieren lassen, oder nicht.
Ich möchte das gerne zulassen. Denn ich will in intakter und lebendiger Beziehung mit
Gott leben. Ich will mich freudig und frei zu ihm halten, und immer wieder neu Anteil
an allem haben, was er ist und hat. Falls du das auch möchtest, lade ich dich ein, das
folgende Gebet mit zu beten.
Herr unser Gott und Vater, du bist unbegreiflich gut. Du bist Liebe total. Bei dir sind
Freude, Freiheit und Großzügigkeit zu Hause. Danke, dass du unsere persönliche
Beziehung mit dir befreien möchtest von Enge, Einseitigkeit und verkorksten religiösen
Denkmustern. Komm uns nahe, wie du bist und wir dich nötig haben. Komm heilend
und korrigierend hinein in das Bild, das wir von dir in uns tragen. Bring in uns zurecht,
was dir nicht recht ist. Und lass uns voll Freude und Freiheit die Gemeinschaft mit dir
genießen.
Amen.